Weizenkorn und ein kleines Stück Brot

Predigt zum Nachlesen von P. Bernhard Heindl SJ, 5. Fastensonntag

Symbol

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein ... Wer an seinem Leben hängt, verliert es. – Jesus sagt diese Sätze in einem Augenblick seines Lebens, wo er an Ansehen und Bewunderung gewonnen hatte, denn wer will schon einen No-name oder einen Looser sehen, Sie erinnern sich: Der Rede Jesu geht das Anliegen einiger griechischer Jerusalem-Pilger voraus, die die Gunst der Stunde nutzen wollten, auf ihrer Wallfahrt auch gleich noch den bekanntgewordenen Prediger, Wundertäter, Propheten und Messiasanwärter Jesus von Nazareth kennenzulernen. Philippus, der aus dem Jüngerkreis angesprochene Vermittler, scheint sich nicht ganz sicher zu sein, ob er Jesus mit dieser kleinen Schaulustigkeit kommen kann, er fragt jedenfalls noch Andreas an, eine Autorität im Jüngerkreis, denn im Johannesevangelium gehört Andreas zu den erstberufenen Jüngern, noch vor seinem Bruder Simon (Petrus) und zu zweit, tragen sie dann Jesus das Anliegen vor.

Die Antwort, die sie erhalten, hat dem ersten Anschein nach, wenig mit dem simplen Anliegen zu tun haben: Du, da möchte Dich jemand kennenlernen! - Wie gesagt, das Anliegen der Bittsteller ist nicht ganz klar, vielleicht wollten die Pilger das eigene Ego nur mit den Federn schmücken, auf ihrer Wallfahrt auch noch eine Berühmtheit in Jerusalem getroffen zu haben, nach dem Motto: Nach Rom gepilgert, Papst gesehen, schön gewesen!

Jesu Antwort: Er verweist auf eine Stunde in seinem Leben, die ihm ein Maß an Selbstlosigkeit und Imageverlust abverlangen wird, dass ihm selbst davor Bange ist, denn die Stunde seiner Verherrlichung, von der er spricht und über die er laut nachdenkt, ob er den Vater bitten solle, sie vielleicht doch nicht anbrechen zu lassen, ist das Kreuz, ist seine Kreuzigung! Eine bange Stunde im Leben Jesu, wo ihn niemand mehr sehen, kennenlernen will, von der er aber innerlich zutiefst weiß, dass diese Stunde eine Botschaft birgt, die die Welt verändern, wandeln kann.

Die Stunde der Verherrlichung Jesu: Jesus, auch wenn er Angst davor hat, was ihn sympathisch macht, ist mit dem Vater eins, einig, dass Machtgelüste und Machtphantasien die Welt nicht retten, dass diese der Welt auch nichts Neues brächten, was sie nicht aus sich selbst hervorbringen könnte! Nein, die Welt braucht keine göttliche Nachhilfe in Machtgebaren und Machterhalt! Wo wir göttliche Unterstützung brauchen, das ist hingebungsvolle Liebe! Das ist's, wo die Welt, auf sich alleine gestellt, oft so hilflos und unsensibel erscheint Einander liebevoll und so selbstlos wie möglich in den Blick nehmen, füreinander da sein und den kalkulierenden Blick, der das Gegenüber nach Nützlichkeit und Machterhalt taxiert, eine Absage erteilen, das fordert mehr Kraft als Gewaltanwendung!

Dafür brauchen wir göttlichen Rückhalt, dieses Verhalten, diese Lebenseinstellung will genährt sein und ich meine, Jesus greift nicht von ungefähr, um uns sein Anliegen, seine Lebenseinstellung näher zu bringen, zum Bild vom Weizenkorn, das da in die Erde fällt, um zur Nahrung für viele zu werden! Und wenn wir gleich das kleine Stück Brot empfangen, dann sehen wir darin das Nahrungsmittel, um das, was er uns vorgelebt hat auch leben zu können. Immer wenn wir dieses kleine Stück Brot essen, dann bekennen wir damit, dass wir daran glauben, dass die Wandlung der Welt nicht durch Machtgebaren und Egoismus geschieht, sondern durch hingebungsvolle Liebe und aufrichtige Selbstlosigkeit! Eben durch das, wofür dieses kleine Stück Brot seht!

In Zeiten, in denen Egoismus und unverhohlnes Machtgebaren boomen, wo „me first, we first" Sätze geworden sind, für die man sich nicht schämen muss, sondern mit denen man protzt und Wahlen gewinnt und Angriffskriege wieder als Imponiergehabe taugen, da steht dieses klein Stück Brot für eine leise Gegenwelt, für eine andere Lebenshaltung. Es will uns wandeln in hingebungsvolle Liebe und aufrichtige Selbstlosigkeit und wir alle habe diese Wandlung schon erlebt, denn es ist so: Ein Moment hingebungsvoller Liebe, echter Selbstlosigkeit kann einen ganzen Tag verwandeln, kann uns tagelang glücklich machen! Es ist, als ob aus der tiefsten Tiefe unseres Seins, aus unserer Seele Grund, eine Botschaft sich zu Wort meldet und uns spürbar vergewissert, dass wir auf dem richten Weg sind, dass wir so dem Geheimnis und Ursprung des Lebens, Gott!, ganz nahe sind!

Ich denke, das ist die Lektion, die Jesus im Bild vom Weizenkorn anschaulich machen möchte: Ihr kommt nicht zu kurz, wenn Ihr selbstlos gebt, wenn ihr echte Hingabe lebt, ihr kommt vielmehr dem Göttlichen ganz nah! So zu leben, das ist mutig, das kostet Energie, das braucht Nahrung! Ein kleines Stück Brot, um in den Ambivalenzen der Welt die Kraft zu haben, sich für den richtigen Weg zu entscheiden! Ein kleines Stück Brot: Kalorien für unsere Seele, von der sie zehrt, um unserer Bestimmung mehr und mehr entgegenwachsen zu können, nämlich die Welt zu wandeln, nicht durch Machtgebaren, sondern durch hingebungsvolle Liebe und aufrichtige Selbstlosigkeit. - Amen


Bild: Heindl SJ

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